Leiharbeit in der Automobilindustrie

Leiharbeit in der automobilindustrie Leiharbeit in der automobilindustrie

Fällt der Begriff Leiharbeit, wird dieser oft zugleich mit der Automobilbranche assoziiert. Leiharbeit in der Automobilindustrie ist sozusagen ein Klassiker. Aktuell wird an neuen Gesetzesentwürfen getüftelt, die die Verleihung von Fachkräften an Automobilhersteller erschweren. Dazu kommt, dass die gesamte Automobilbranche zunehmend geschwächt wurde, Stichwort Dieselkrise. Hat die Zeitarbeit in der Branche überhaupt noch Zukunft oder stehen tausende Betroffene nun vor dem Aus?

Das Problem ist die zeitliche Begrenzung

Die neuen Gesetze beziehen sich vor allem auf die mögliche Dauer der Arbeitnehmer-Überlassung. Diese ist auf 18 Monate begrenzt. Im Gegensatz zu vorher wird eine Überschreitung des Zeitraums vom Gesetzgeber nicht mehr geduldet, sondern mit bis zu 30.000 Euro Bußgeld geahndet. Die Unternehmer wären also gezwungen, die Fachkräfte spätestens mit Ablauf dieser anderthalb Jahre fest einzustellen, was dem Konzept der Leiharbeit widerspräche. Die Entwicklung neuer Fahrzeuge ist ein komplexer Vorgang, an dem unzählige Ingenieure beteiligt sind, und zwar in Form von Projektarbeit. Das ist auch der Grund, warum die Leiharbeit in der Automobilindustrie das erste Mittel der Wahl war. Die Höchstüberlassungsdauer verhindert nun, dass dieses Konzept weiterhin aufgeht.

So müssten die involvierten Fachexperten nach der vorgeschriebenen Zeit ausgetauscht und von ihren Projekten abgezogen werden, während der ganze Entwicklungsprozess noch läuft. Die Änderung trifft also alle Seiten. Die Entleiher, die nun nur noch die Wahl zwischen der Festeinstellung, der Zahlung des Bußgeldes oder dem vorzeitigen Abbruch der Projekte haben; die Leiharbeitsunternehmen, die für Verstöße haftbar gemacht werden und natürlich auch die Arbeiter selbst. Diese waren nämlich im Durchschnitt äußerst zufrieden mit der Arbeit auf Projektbasis, bei der sie ihre Expertise bei den verschiedensten, namhaften Unternehmen einbringen konnten.

Erschreckendes Beispiel Daimler: Existenzverlust durch E-Autos

Laut Handelsblatt und Deutschlandfunk Kultur konnte man mitverfolgen, wie die Umstellung auf Elektro-Mobilität ungefähr 900 Menschen vor das berufliche Existenz-Aus brachte. Daimler argumentierte, die Entwicklung und Herstellung der E-Autos erfordere weniger Fachkräfte und drohte, die Leiharbeiter zu entlassen. Ihnen würde ja ein Wechsel zu Porsche offen stehen. Die verzweifelten Menschen protestierten gegen ihre Entlassung, was man in den Nachrichten mitverfolgen konnte. Auch die fest Angestellten Daimler-Mitarbeiter zeigten Solidarität und protestierten für die betroffenen Leiharbeiter, die zum April entlassen werden sollten. Der Kernpunkt, der für Missmut und Verzweiflung sorgte: Daimler fährt Umsätze in Höhe von mehr als 7 Milliarden Euro ein, während auf Kosten der Leiharbeiter noch weitere Einsparungen unternommen werden sollten. Schon zuvor sollte die Situation der Mitarbeiter nicht die beste gewesen sein, denn es war immer wieder von Personalmangel die Rede.

Das Argument mit dem angeblich geringeren Personalbedarf durch den Umstieg auf E-Mobility konnte und kann niemand so recht glauben. Letztlich wurden von den rund 950 Leiharbeitern in der Produktion mehr als 700 entlassen, da nutzte jede Gegenwehr nichts mehr. Rechtlich war das seitens Daimler alles sauber, aber moralisch? Fakt ist, dass das Unternehmen zuvor die Zeitarbeit beworben hatte und die geliehenen Arbeitnehmer überdurchschnittlich bezahlte. Die betroffenen Arbeiter fühlten sich also nicht nur enttäuscht, sondern auch getäuscht. Immerhin waren sie teils über viele Jahre hinweg vermeintlich geschätzte Mitarbeiter und Mitglieder des Daimler-Teams. Wie ein Schlag ins Gesicht: Die Massen-Entlassung erfolgte ganz kurz vor dem "Tag der Arbeit", dem 1. Mai.

Tragisch: Gerade die Leiharbeit in der Automobilindustrie war von Beständigkeit geprägt

Bis der Gesetzgeber begann, die Leiharbeit zu begrenzen und regulieren zu wollen, galt die Leiharbeit gerade in der Automobilbranche als sicher. Gerade die Langfristigkeit, die nicht nur bei Daimler, sondern praktisch bei allen Automobilunternehmen bei der Entleihung von Arbeitnehmern an der Tagesordnung war, ließ die Arbeitnehmer im Grunde fast schon vergessen, dass es sich um Zeitarbeit handelt. Im täglichen Miteinander zwischen den Kollegen waren keine Unterschiede zu spüren, ob nun ein Angestelltenverhältnis mit dem Unternehmen oder eben einem Leiharbeitsunternehmen vorlag. Im Laufe der Jahre wächst man als Team zusammen, kennt sich, schätzt sich und die Hierarchien entstehen durch andere Dinge, aber eben nicht durch den Vertrag, den man einst unterschrieben hat. Somit ist der Schock über das Eingreifen des Staates und auch über Entlassungen der Leiharbeiter wie im Beispiel Daimler nur allzu verständlich.

Lohnt sich Leiharbeit in der Automobilbranche noch?

Nach alldem muss man schon sagen, dass Leiharbeit in der Automobilindustrie unattraktiver geworden ist. War es vor einigen Jahren noch Normalität, dass Leiharbeiter die Forschung, Entwicklung und Produktion der Autos vorantrieben und so lange im Unternehmen blieben, bis die Projekte komplettiert waren, herrscht heute Unsicherheit auf allen Seiten. Bundesweit ist ein Rückgang der Leiharbeit in der Automobilindustrie zu verzeichnen. In bestimmten Abteilungen ist es jedoch schwer, von einem Mobilunternehmen fest angestellt werden und hier muss man ganz klar sagen: Es trifft nicht die Hilfsarbeiter am meisten, sondern gerade die Spezialisten.

Gerade die Automobilbranche ist von Innovationen geprägt, die nicht zuletzt auch durch die aktuellen Skandale und Krisen verstärkt oder ausgelöst werden. Wer hätte noch vor 10 Jahren vermuten können, dass nun Elektro-Autos als Standard im Gespräch sein würden oder dass die damals so gelobten Diesel-Autos nun verpönt sind? Die Leiharbeit hatte für Flexibilität gesorgt, wenn es galt, auf solche Neuerungen zu reagieren und sich Experten an Bord zu holen. Nun scheint nicht nur die gesamte Branche auf der Kippe zu stehen, sondern auch die Leiharbeitsfirmen geraten in Bedrängnis. Der Bedarf an Personal sinkt.

Es gilt, die Krise zu überwinden

Der Umgang mit den Leiharbeitern steht stark in der Kritik der Öffentlichkeit. Die Automobilindustrie schwächelt und muss einsparen. Das trifft zuerst die Leiharbeiter und dann erst das Stammpersonal, so viel ist klar. Oft hört man von Fällen, in denen das selbe Unternehmen Leiharbeiter entlassen und wenig später zu schlechteren Bedingungen wieder eingestellt hat. So darf es auch nicht weitergehen. Es ist die Rede davon, dass die gesamte Auto-Branche einen riesigen Umschwung erleben wird. Dann wird die Leiharbeit in der Automobilbranche sicherlich auch wieder attraktiver, aber momentan ist nicht einmal gewiss, welche Qualifikationen gefragt sein werden.